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Geburt

Was macht eine Hebamme eigentlich genau?

Mutter legt zärtlich die Hand auf den Kopf ihres schlafenden BabysJetzt auf Pinterest pinnen
©Hintergrund: Mirjam Wilde Kleines Bild: Gina Walkowiak

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Du bist vierfache Mama und seit über 15 Jahren leidenschaftliche Hebamme. Du hast nun schon so viele Frauen dabei begleitet, ein neues Leben auf die Welt zu bringen. Was genau macht den Beruf der Hebamme so spannend für dich?

Sissi Rasche: Ich finde den Beruf der Hebamme super spannend, weil er sehr abwechslungsreich und vielfältig ist – es gibt nicht nur einen Aufgabenbereich: Ich betreue Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt, während der Wochenbettzeit und teilweise auch im ersten Elternjahr. Als Hebamme begleite ich eine Frau also in einer besonderen Lebensphase, und das über einen langen Zeitraum. Es gibt einfach keine Phase, in der eine Frau so unsicher ist und deswegen gestärkt, beschützt und aufgeklärt werden muss. Die Begleitung und Stärkung von Frauen steht für mich in dieser sensiblen Zeit im Vordergrund.

Was meinst du, wie viele Geburten hast du bisher schon in deinem Berufsleben begleitet?

Sissi Rasche: Ich habe aufgehört zu zählen. Ich bin jetzt seit über 15 Jahren Hebamme. Müsste ich schätzen, würde ich sagen, über 500 sind es auf jeden Fall. Das ist aber sehr schwer zu beziffern.

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©Anette Marks

Schwangerschaft

Du rätst dazu, sich direkt nach einem positiven Schwangerschaftstest um eine Hebamme zu kümmern. Wie macht man sich überhaupt auf die Suche nach einer Hebamme? Was empfiehlst du werdenden Eltern? 

Sissi Rasche: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, nach einer Hebamme zu suchen: Du kannst natürlich nach einer Hebamme in deiner Nähe googeln. Ich empfehle aber außerdem, das eigene Netzwerk an Freund:innen zu aktivieren: Auch wenn ein positiver Schwangerschaftstest vielleicht ein sensibles Thema ist, lohnt es sich, Freund:innen, denen du vertraust und die Stillschweigen bewahren, nach einer Empfehlung zu fragen. Denen würdest du dich ja auch anvertrauen wollen, wenn etwas passieren sollte. 

Selbst wenn die empfohlene Hebamme dann keine Kapazitäten hat, kennt sie vielleicht eine Kollegin, die sie dann weiterempfehlen kann. Alternativ kannst du im Hebammenverzeichnis des Deutschen Hebammenverbands suchen oder dich an Krankenhäuser wenden. Denn viele Hebammen, die im Krankenhaus angestellt sind, arbeiten zum Teil auch freiberuflich, also in der Schwangerenvorsorge und in der Wochenbettbetreuung. 

Worauf sollte bei der Wahl einer Hebamme geachtet werden? Kann ich ein Kennenlerngespräch mit einer Hebamme vereinbaren, bevor ich mich entscheide?

Sissi Rasche:  Es ist total wichtig, die richtige Hebamme zu finden. Du solltest als Schwangere jetzt vielleicht kein "Hebammen-Casting" machen, aber wenn du vorab mit der Hebamme, die du gefunden hast, ehrlich kommunizierst, dass du sie als Person kurz kennenlernen möchtest, damit ihr ein Gefühl füreinander bekommt, dann ist das vollkommen okay. Die Chemie zwischen werdenden Eltern und der Hebamme muss einfach stimmen, und auch die Vorstellungen von Betreuung müssen zueinander passen. In dem Gespräch solltest du die Hebamme auf jeden Fall fragen, wie ihre Erreichbarkeit ist, wie die Urlaubsvertretung geregelt wird und was im Krankheitsfall passiert. Da eine Geburt nicht planbar ist, kommt es so zu keinen bösen Überraschungen, und die Betreuungssituation ist vorab geklärt. Ist die richtige Person gefunden, ist es total wichtig, schon früh in der Schwangerschaft mit der Betreuung zu beginnen. Diese Zeit ist so intensiv und es gibt so viele Inhalte, die besprochen werden können und sollten. Denn viele Fragen und Probleme zeichnen sich schon in der Schwangerschaft ab und können da mit der richtigen Unterstützung direkt geklärt werden. So ist eine gute Vorbereitung auf die restliche Schwangerschaft, die Geburt und auch das Wochenbett schon frühzeitig möglich.

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©Gina Walkowiak

Wer übernimmt die Kosten für eine Hebamme? Tragen werdende Eltern die Kosten oder die Krankenkassen?

Sissi Rasche:  Die Kosten für eine Hebamme werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei Privatversicherungen ist es wichtig, in die Verträge zu schauen: Manche Privatversicherungen haben Hebammen nicht oder nur teilweise inbegriffen.

Egal ob gesetzlich oder privat: Wir müssen uns an die Hebammengebührenverordnung halten und rechnen entsprechend unsere Besuche und unsere Betreuung ab.

Hebammen können eine Schwangerschaft feststellen und den Mutterpass ausstellen. Welche Vorsorgeuntersuchungen deckst du als Hebamme ab?

Sissi Rasche:  Als Hebamme könnte ich eine komplette Schwangerschaftsvorsorge übernehmen, in den meisten Fällen geschieht das allerdings mit den betreuenden Gynäkologinnen und Gynäkologen zusammen. Diese sind auch für die Ultraschalluntersuchungen zuständig. Manche Hebammen haben eine Zusatzausbildung und können die Untersuchungen selbst vornehmen.

Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn die Hebamme mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen zusammenarbeitet. Gute Kommunikation und Wertschätzung spielen dabei eine große Rolle, sodass keine Missverständnisse auftreten und die Frau bestmöglich betreut wird. Meine Idealvorstellung eines Betreuungsteams in der Schwangerschaft setzt sich also aus Hebamme und Arzt oder Ärztin zusammen.

Wie häufig darf ich mich während meiner Schwangerschaft bei meiner Hebamme melden?

Sissi Rasche:  Während der Schwangerschaft ist eine enge Betreuung gewährleistet: Alle vier Wochen findet ein Vorsorgetermin statt. Ab der 32. Schwangerschaftswoche dann alle zwei Wochen. Zusätzlich ist aber auch eine telefonische Beratung möglich, für Hilfestellung und bei kurzfristigen Beschwerden.

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Natürlich sind werdende Eltern aufgeregt beim Gedanken an all das, was bei der Geburt passiert. Ein Moment, der so besonders, prägend, aber vielleicht auch beängstigend sein kann! Erlebst du es häufig, dass Frauen der Geburt ängstlich entgegensehen? Wie sollte man sich optimal auf die Geburt vorbereiten?

Sissi Rasche:  Das ist super individuell und pauschal gar nicht so zu beantworten. Es kommt auf die Frau, auf die Situation und auch ein bisschen auf das Umfeld an. Generell ist zu beobachten, dass die Geburt an sich – zum Beispiel durch Erfahrungsberichte auf Social Media – ein wenig aus der negativ behafteten Tabuzone rückt und vermehrt auch positive Aspekte geteilt werden. Das trägt zu einem positiveren Bild einer Geburt bei. Nach wie vor gilt aber, dass mit genügend Respekt an die Geburt herangegangen werden sollte, da sie einfach eine absolute Grenzerfahrung ist und bleibt, und einfach ein rundherum intensives Ereignis. Gleichzeitig betone ich aber auch immer, dass Angst die falsche Begleitung ist. Vielmehr sollte die Frau aufgeklärt und gut vorbereitet in die Geburt gehen und auch offen dafür sein, was passiert und passieren kann. Denn wichtig ist: Eine Geburt ist nicht planbar.

Worauf sollten werdende Mamas achten, wenn sich ihr Körper in der Schwangerschaft verändert? Körperlich, aber auch psychisch – worauf sollten sie sich einstellen? Was macht das mit einer Frau? Was hast du für Erfahrungen?

Sissi Rasche:  Die Schwangerschaft ist eine ganz, ganz sensible Phase und geht mit vielen Veränderungen und Umbrüchen einher. Für diese Phase wird häufig der Begriff Muttertätverwendet, der eine zweite Pubertät und vor allem die extreme Hormonumstellung beschreibt.

Auch hier ist ganz klar: Jede Frau reagiert anders auf die Veränderungen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt. Wenn du als schwangere Frau zum Beispiel nicht von rosaroten, positiven Glücksgefühlen durchströmt wirst, ist es wichtig aufzuklären, dass das ganz normal ist. Auch wenn du nicht direkt in deiner neuen Rolle als Mutter ankommst und ständig das Gefühl hast, du machst nichts richtig, ist das vollkommen in Ordnung – das Reinfinden in die Mutterrolle (und auch in die Vaterrolle) kostet Zeit und muss wachsen. Gerade hier ist es für mich ganz wichtig, beratend zur Seite zu stehen, denn eine Schwangerschaft und die Geburt sind Grenzerfahrungen und haben ihre sehr intensiven Seiten. Eine realistische Vorbereitung auf diese Zeit ist also sehr hilfreich.

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Geburt 

Es gibt so viele Checklisten im Internet, was alles in eine Kliniktasche gehört. Was dürfen werdende Mamas und Papas wirklich nicht vergessen?

Sissi Rasche:  Das Wichtigste, was immer da sein muss, ist natürlich der Mutterpass. Dann finde ich es total wichtig, vor allem bei längeren Geburten, sich eine gute Raumatmosphäre für möglichst viel Entspannung und Wohlgefühl zu schaffen: Persönliche Gegenstände, ein schönes Nachtlicht, ein Raumduft (zum Beispiel ein Aroma-Diffuser) oder die eigene Decke, das eigene Stillkissen können die Gemütlichkeit im Kreißsaal fördern. 

Mein zusätzlicher Tipp: Pack dir einen Lippenpflegestift in die Kliniktasche. Denn trockene Lippen sind durch das viele Atmen bei der Geburt keine Seltenheit.

Die Wehen gehen los: Ab wann gebe ich meiner Hebamme Bescheid?

Sissi Rasche:  Das kommt darauf an: Wenn du eine Beleg-Hebamme hast, die sozusagen in einem bestimmten Krankenhaus einen “Mietvertrag” hat und die Frauen bei der Geburt dort begleitet, also dort nicht fest angestellt ist, dann hast du dich schon im Vorhinein ganz individuell mit ihr abgesprochen und kannst dich direkt bei ihr melden, wenn du merkst, dass du Wehen hast. Vielleicht plant ihr eine Betreuung zuhause, vielleicht trefft ihr euch direkt im Kreißsaal. 

Bei einem Blasensprung solltest du in jedem Fall ins Krankenhaus fahren, oder auch wenn du regelmäßige Wehen im Abstand von ca. 5 Minuten hast. Und natürlich immer dann, wenn dir etwas komisch vorkommt! Im Krankenhaus wirst du dann von den Hebammen vor Ort betreut (häufig von mehreren Hebammen im Wechsel, je nach Schicht). Nachdem dein Kind auf der Welt ist, meldest du dich bei deiner Hebamme, die dich in der Schwangerschaft und im Wochenbett betreut.

Bei einem Blasensprung solltest du in jedem Fall ins Krankenhaus fahren, oder auch wenn du regelmäßige Wehen im Abstand von ca. 5 Minuten hast. Und natürlich immer dann, wenn dir etwas komisch vorkommt! 
Sissi Rasche
Jetzt auf Pinterest pinnenHebamme Sissi Rasche bei einer Geburt
©Gina Walkowiak

Welche Fragen werden dir von werdenden Eltern zum Thema Geburt am häufigsten gestellt?

Sissi Rasche:  Häufig wird nach dem Ablauf der Geburt gefragt. Das ist das Schwierigste für werdende Eltern und für alle Beteiligten, dass eine Geburt nicht planbar ist. Wir leben ja schon in einer sehr gesteuerten Gesellschaft, und eine Geburt ist nicht etwas, was du dir im Terminplaner eintragen kannst. Für viele ist das Ungewisse wirklich nicht so einfach. Ich erhalte also oft Fragen zur Organisation und Planung einer Geburt. Bei meinen Antworten achte ich dann darauf, den werdenden Eltern die Angst vor dem Ungewissen zu nehmen.

Es gibt viele Möglichkeiten, wo man sein Kind auf die Welt bringen kann. Als Vertrauensperson bist du nah an der Entscheidungsfindung dabei: Nach welchen Kriterien sollte die Wahl des Geburtsortes (Kreißsaal, Geburtshaus oder Hausgeburt) entschieden werden?

Sissi Rasche:  Ich selbst betreue sowohl Hausgeburten als auch Geburten im Krankenhaus. Familien, die von mir als Hebamme betreut werden, können also frei wählen, wo die Geburt stattfinden soll. Häufig erlebe ich – gerade bei Erstgeburten – dass Familien sich gegen eine Hausgeburt entscheiden, weil sie vielleicht selbst noch keine Berührungspunkte mit Hausgeburten hatten oder gerade weil die Frau noch kein Kind zur Welt gebracht hat und sich eine Geburt zuhause nicht vorstellen kann. Das finde ich etwas schade, kann es aber verstehen – eine Geburt im Kreißsaal ist für viele Familien einfach besser vorstellbar und geläufiger. Ich versuche also, gemeinsam mit der Frau im Laufe der Schwangerschaft herauszufinden, was das Richtige für sie ist.

Wichtig: Bist du von Anfang an sicher, dass du dein Kind zuhause zur Welt bringen möchtest, dann solltest du dich am besten direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest um eine Hausgeburts-Hebamme kümmern.
Sissi Rasche
Jetzt auf Pinterest pinnenMutter kuschelt mit Neugeborenem im Wochenbett
©Anette Marks

Wochenbett

Welche 3 wichtigen Tipps gibst du frischgebackenen Müttern für die Wochenbettzeit?

Sissi Rasche:  Wochenbettzeit ist Wochenbettzeit, und gerade für die ersten vier Wochen ist es wirklich wichtig, den Stress für eure Familie zu reduzieren. Denn Stress im Frühwochenbett, also in den ersten zwei Wochen, ist für dich und auch für dein Kind nicht gut – vielmehr ist hier ausreichend Ruhe und Erholung gefragt, da auch die meisten Rückbildungsvorgänge in dieser Zeit stattfinden. 

Es ist also sehr wichtig, dass vor allem du als Mama in dieser intensiven Phase gut umsorgt wirst. Auch solltet ihr als werdende Eltern vor der Geburt offen mit euren Familien kommunizieren: Gemeinsam könnt ihr überlegen, was von wem wie am besten gecovert werden kann, sodass du im Wochenbett nichts machen musst und dich ganz auf das Neugeborene und deine Genesung konzentrieren kannst. Dafür braucht ihr eine gute Organisation und Hilfe. Hast du als frischgebackene Mutter keinen Support vom Partner/der Partnerin oder der Familie, kannst du deine Freund:innen als Support-System mit einbeziehen. So oder so: Wenn das Wochenbett gut läuft, habt ihr als Familie schon einen richtig guten Start in die gemeinsame Zeit.

Wie häufig besuchst du Familien während der Wochenbettzeit? Und wofür wirst du als Hebamme am meisten während dieser intensiven Phase gebraucht? Wie lange begleitest du Familien in der Regel nach der Geburt?

Sissi Rasche: In der ersten Woche besuche ich die Familien täglich. Dann werden die Abstände immer ein bisschen größer: Jeden zweiten Tag, dann einmal wöchentlich und so weiter. Man guckt also immer, was die Familien brauchen und wie alles läuft. Das ist super individuell. Familien mit Stillproblemen begleite ich in der Regel etwas länger und besuche sie in kürzeren Abständen, bis alles eingespielt ist. 

Neben Stillproblemen werde ich als Hebamme zu den unterschiedlichsten Themen, wie Verzögerungen bei der Rückbildung oder dem Wochenflussstau gebraucht, und natürlich bei allen Fragen rund ums Baby: Vom wunden Po bis zur Nabelpflege – alle wichtigen Aspekte werden behandelt.

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Nachsorge - Sissi begeleitet "ihre" Familie ©Gina Walkowiak

Drei Fragen haben wir noch: Du bist selbst Mama – inwiefern hat sich dein Blick dadurch auf deinen Beruf verändert? 

Sissi Rasche: Ich finde es total wichtig, im Hebammenberuf wertfrei zu sein. Das heißt, ich möchte meine eigenen Erfahrungen nicht in meine Hebammenarbeit einbringen. Ich hatte das Glück, vier ganz unkomplizierte Schwangerschaften zu erleben und konnte alle meine Kinder zuhause zur Welt bringen. Jede Schwangerschaft, jede meiner Geburten hat mir neues Wissen gebracht. Dass bei mir vieles recht unkompliziert lief, ist ein Luxus, der mir vollkommen bewusst ist und den ich in meinem Job nie als Vergleich oder Maßstab heranziehe. Jede Frau ist unterschiedlich, jede Frau hat ein anderes Schmerzempfinden und jede Schwangerschaft und jede Geburt ist individuell. Daher betreue ich jede einzelne Frau auf ihre Weise, nach ihrem Empfinden und stärke ihre Intuition, ohne ihr meine Position aufzudrängen.

Und auch jedes Kind ist anders: Kinder haben unterschiedliche Startbedingungen, Essgewohnheiten, werden mit der Brust gestillt oder nicht gestillt, schlafen gut und weniger gut – die Liste ist unendlich. Und da kommt mir zugute, dass ich selbst Mutter bin und die Frauen beruhigen kann: 

Bei meinen Kindern hatten alle die gleichen Voraussetzungen und trotzdem war die Anfangszeit bei keinem Kind gleich. Babys haben einfach unterschiedliche Bedürfnisse und sind so individuell wie ihre Mütter.
Sissi Rasche

Daher ist es mir wichtig, auch hier wieder die Intuition, das Bauchgefühl der Mütter zu stärken. Dass Mütter sich selbst und ihren Kindern vertrauen dürfen und sich bewusst sind, dass sie für ihre neue Rolle alles mitbringen, was sie brauchen. Als Hebamme nehme ich deshalb auch jedes Gefühl der Frau ernst und gehe diesem Gefühl gemeinsam mit ihr auf den Grund.

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Sissi mit ihrer Tochter ©Gina Walkowiak

Du hast uns verraten, dass du alle Geburtskarten von "deinen" Familien als Erinnerungen sammelst und du inzwischen schon Boxen voller Karten bei dir zuhause hast. Was macht Geburtskarten so besonders für dich?

Sissi Rasche: Ist das Baby auf der Welt, bekomme ich von Familien oft liebevoll gestaltete Geburtskarten und sammle sie als Erinnerung an eine ganz besondere Zeit. Geburtskarten mit süßen Fotos der Neugeborenen, Gewichtsangaben oder Wünschen sind einfach total schön, und ich rate Eltern auch immer dazu, welche zu verschicken. Eine Geburt ist so ein wundervolles Ereignis. Wie schön, dass es Geburtskarten gibt, um das Baby der Familie und Freund:innen vorzustellen. Die Geburtskarten meiner vier Kinder habe ich alle eingerahmt und freue mich schon darauf, sie irgendwann als Erinnerungsstück an meine vier Lieblinge überreichen zu können.

Eltern müssen sich da auch gar nicht stressen lassen: Nicht jede Geburtskarte muss direkt aus dem Wochenbett heraus verschickt werden. Es reicht auch zu einem späteren Zeitpunkt. Das Gute ist auch: Früher hat man noch aufwändig Geburtskarten mit Schere, Kleber und Papier gebastelt, heute können Eltern mit wenigen Klicks online ihre Karten selbst gestalten: Design auswählen, Fotos hinzufügen und die Karte mit liebevollen Details personalisieren – zack, so einfach habe ich meine individuelle Geburtskarte für meine Liebsten.

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©kartenmacherei

Wir haben viele Themen angeschnitten: Ist dir noch etwas wichtig, was du sagen oder betonen möchtest?

Sissi Rasche:  Mir ist wichtig zu betonen, dass die Hebammen-Betreuung kein Luxus sein darf. Jede Frau in Deutschland sollte das Recht haben, eine kompetente Betreuung in dieser sensiblen Phase zu erfahren. Eine Hebamme, die zuhört, alle Fragen beantwortet, Tipps gibt, viel weiß und da ist für die Frau, für die Familie, die gerade dabei ist, neues Leben in die Welt zu bringen. Eine Fachfrau und nicht das Internet sollte die Betreuung übernehmen. Die Sicherheit, eine Hebamme an seiner Seite zu wissen, sollte auch nicht nur den Familien vorbehalten sein, die in der Lage sind, Zusatzleistungen privat zu bezahlen. Auch ist eine Eins-zu-eins-Betreuung in der Geburtshilfe momentan wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl, und das kann einfach nicht sein.

Ich wünsche mir daher, dass unsere Gesellschaft, und vor allem die Politik anerkennt, wie wichtig der Start ins Leben ist und dass wir endlich daran arbeiten, eine ausreichende Versorgung durch Hebammen zu gewährleisten. So wie das System gerade aufgebaut ist und mit dem akuten Hebammenmangel, können Frauen nicht optimal begleitet werden, und das macht mich einfach traurig – das möchte ich so nicht weiter unterstützen. Der Beruf der Hebamme muss attraktiver und das System umgekrempelt werden: Die hohe Arbeitsbelastung, die Unterbesetzung im Kreißsaal, der damit einhergehende Stress, der sich negativ auf die Betreuung auswirkt, die Dauerrufbereitschaft, die hohen Versicherungsbeiträge und die geringe Bezahlung – 38,45 € für einen Wochenbettbesuch darf einfach nicht sein – und Fortbildungen, die du als Hebamme selbst zahlen musst, sind so nicht mehr hinnehmbar.

Liebe Sissi, ganz lieben Dank für das Gespräch und die wertvollen Informationen und Einblicke rund um den so wichtigen Beruf der Hebamme. Wir wünschen allen werdenden Eltern eine vertrauensvolle Hebammenbetreuung, eine wunderbare Geburt und nur das Beste auf dem spannenden Weg, neues Leben auf die Welt zu bringen.

Infos zu Sissi Rasche:
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Sissi Rasche ist seit über 15 Jahren Hebamme aus Leidenschaft und begleitet Frauen liebevoll durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Zusammen mit ihrer Kollegin Kareen Dannhauer rief sie den Podcast “Der Hebammensalon” ins Leben, der mit viel Herz und Humor die häufigsten Fragen rund ums Baby beantwortet und auch als Buch erhältlich ist. Außerdem ist sie Mitgründerin des Babylabels BabyBox and Family. Sissi lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern im Berliner Stadtteil Charlottenburg.

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